Prinzipiell bedeutet Babylon in der Lehre des Rastafarismus das Schlechte, Zion
hingegen das Gute. In der Bibel werden gottfeindliche Stämme Babylon genannt,
Rastas sehen in Babylon alles, was nicht "irie" ist, d.h. nicht den
Wertvorstellungen der Rastas entspricht.
Babylon ist nicht Äthiopien oder Afrika. Babylon ist das westliche System und die
christliche – vor allem die römisch-katholische – Kirche. Rastas sehen z.B.
Ronald Reagan und Kurt Waldheim aus oben genannten Gründen als Helfer des Teufels
an. Auch Jamaika ist Babylon, da das Land durch seine Nähe zu den Vereinigten
Staaten unweigerlich (und offensichtlich) im Einflu&azlig;bereich von einem der
Hauptherde Babylons liegt. Rom ist auch Babylon, da in Rom (als Erweiterung des
Einflußbereiches von Babylon) das Zentrum der christlichen Kirche (Vatikan,
Papst) ist. Rom wird in der Bibel (Off 17 und Off 18, 1-3) als "Hure Babylon"
bezeichnet, und darauf berufen sich die Rastas. Zwei Personen hassen die Rastas
abgrundtief: den Papst (in seiner Rolle als Oberhaupt der christlichen Kirche) und
Königin Elizabeth II von England (in ihrer Rolle als "Oberhaupt" der
westlichen Welt - heutzutage wäre das vielleicht auch George W. Bush).
Ein Rastafari, Ras Dagi [[42]], sagt dazu:
"Jesus, das bedeutet Sklaventum, Kriminalität. Der weiße Gott ist Satan, und alles, was mit Satan zu tun hat. Dies hat nichts mit Gott zu tun, sondern mit dem Chef und dem Symbol der bestehenden [christlichen] Kirche. [...] [Die Römer] haben den wahren Jesus verfolgt, und dem falschen durch eine verdrehte Lehre zur Macht verholfen. [...] Die Obersten im Staat sind abergläubische Kriminelle! Sie sind geistige Betrüger, religiöse Kriminelle wie [der falsche, weiße] Jesus."
Der Papst wird als Teufel bezeichnet, der nur Schlechtes in die Welt setzt. Seine
Starrköpfigkeit und das patriarchalische System des Christentums werden letzten
Endes den Untergang jeglicher Zivilisation bedeuten. Elizabeth II als Oberhaupt des
Commonwelth of Nations gilt als Zerstörerin schlechthin (Psalmen 137, 8). Sie
wird angesehen als Tochter der Hure Babylon. [[43]]
F%uuml;r die meisten Rastas stellt es eine Schwierigkeit dar, das System Babylons
nicht zu unterstützen. Man darf sich nicht in politische Geschehnisse einmischen,
man darf keinerlei für uns alltäglichen Dinge wie Kleidung, Essen oder
Sprache benutzen, die ursprünglich von "Babylon" stammen oder von
"Babyloniern" hergestellt wurden. Tatsächlich sind die meisten Rastas
Fischer, Jäger oder Weber. Viele sogenannte "elders", die schon
länger die Wahrheit Jahs erkannt haben, widmen sich nur der Meditation und dem
Erwerben von tieferem Verständnis für ihre Umwelt.
Zion hingegen ist der Ort der Erfüllung, der Himmel, oft wird damit auch
Äthiopien [[44]] oder auch ganz Afrika
bezeichnet. Zion stellt aber auch, so wie es in der Bibel Jerusalem tut, den Ort des
Guten und Gerechten dar. Oft wird auch der Mount Zion erwähnt, der Berg Gottes,
den man besteigen muß, um zum Glück zu kommen (=iration). Nur Rastafari,
und zwar 144.000 Rastafari [[45]], können
nach Zion kommen.