Die Ursprünge des Reggae liegen etwa im Jahr 1940 mit dem Entstehen
der Musikrichtungen Ska und Rock Steady. Dabei wurden Elemente der volkstümlichen Musik
Jamaikas (Calypso, Mento) mit dem in den USA aufkeimenden RnB verbunden. Charakteristisch am
Reggae ist der sowohl eintönige als auch spannungsreiche Rhythmus, wobei die Betonung auf
jeweils dem 2. und 4. Taktteil liegt. Oft entstehen durch die verschiedenen Elemente
(Schlagzeug, Gitarre, Saxophon) Brechungen. Mit dem Entstehen der großen Musikgruppen in
Jamaika Anfang der 60er-Jahre (Wailers, Skatalites, Third World, Aggrovators), und als dann
auch Einzelpersonen bekannt wurden (Desmond Dekker, Chaka Demus, Judy Mowatt und der Rest der
I-Threes), war der Reggae geboren. Wenn man sich mit der Geschichte des Reggae befaßt,
kommt man nicht an Island Records und Chris Blackwell vorbei, der viele Musikprojekte förderte
und half, dem Reggae das Gesicht zu verpassen, das er heute hat.
Keiner weiß eigentlich, warum diese Musikrichtung Reggae genannt wird. Es gibt mehrere
Herkunftstheorien. Eine davon ist, daß Reggae die Musik für die gewöhnlichen
Leute (="regulars"; vgl. auch: "ragged") ist, eine zweite behauptet, das
Wort Reggae stammt aus dem Lied von Toots & the Maytals, "Do The Reggay" genannt.
Reggae könnte auch aus dem Spanischen kommen und "Musik des Kouml;nigs" bedeuten, worauf
auch die Bezeichnung "jah music" für den Reggae basieren könnte.
Manche Zungen behaupten, Reggae komme vom jamaikanischen Slangausdruck "streggae",
und eine "streggae" ist eine Prostituierte. Die letzte Deutung schließlich ist
die, daß der Reggae Reggae genannt wurde, weil die Leute dazu gerne eng tanzen
(und dieser Tanzstil wird im jamaikanischen Slang auch "ragged" genannt).
Es gibt die verschiedensten Arten von Reggae. Je nach Text und Melodie besteht "der"
Reggae aus mehreren Untersparten bzw. Musikstile, die beeinflußen:
- roots reggae
- dancehall
- ska
- Raggamuffin
- chantings
- Dub & dub poetry
Bei Chantings besteht wohl der größte Zusammenhang zwischen Religion und
Musik, behandelt die Musik da doch immerhin ausschließlich religiöse Themen. Sie sind besonders in
ländlichen Gebieten Jamaikas beliebt.
Der Reggae schlechthin ist der Roots Reggae, der mit Musikern wie Bob Marley, Aswad und Black Uhuru bekannt
geworden ist. Es ist der klassische Reggae, aus dem leider schon viel zu viel Profit geschlagen worden ist
und der wahrscheinlich am meisten mit der Vermischung mit Pop zu leiden hat. Trotzdem drücken
sehr viele Reggaelieder Hoffnung der Unterdrückten und Probleme / Freuden des Alltags aus. Die jah music
sind jene Lieder, die sich mit der Person HIM auseinandersetzen, ihn entweder preisen oder
seine Botschaften verkünden. Zum Roots gehören auch die verschiedensten Lieder, die
Liebe oder Oneness zum Inhalt haben (vgl. Alpha Blondy)
Dancehall ist der auch bei uns immer populärer werdende Stil, der sehr viele Elemente aus Rap, Hiphop
einbindet und bei vielen Festen und Veranstaltungen gespielt wird. Er hat sowohl kritische als auch
andere Texte. Damit verbunden sind natürlich auch Begriffe wie z.B. scratchen (toasten). Als
selecta (Dancehall-DJ) sollte man seine Platten möglichst in- und auswendig kennen, um einen
reibungslosen Ablauf der Veranstaltung zu ermöglichen.
Der Raggamuffin wurde zum Teil auch in den Dancehalls geboren, hat jedoch kritischere Texte.
Raggamuffin greift meist sozialpolitische oder gesellschaftliche Themen auf, der Gesang ist oft
eine Art Sprechgesang, die Melodie ist knapp gehalten. Bedeutende Vertreter sind Cutty Ranks,
Shabba Ranks, Super Cat, Apachi Indian und Pablo Master. Wichtig zu erwähnen ist auch noch
der "raggamuffin style", der sich hauptsächlich an der Kleidung äußert.
Während die Firma "Raggamuffin Ltd." früher Kleidung für die Jugend
herstellte [[88]], prägt sich der raggamuffin style
heute derart, daß die Leute mehr Schmuck tragen, die Kleidung fast immer schwarz ist und
das Aussehen im Ganzen sehr furchteinflößend ist.
Der Ska hat einen schnellen Rhytmus, bekannt ist er hierzulande vor allem durch Judge Dread. Elemente
von Punk fließen genauso ein wie berühmte Musikstücke als Vorlage für die Melodien.
Der Dub wurde populär, als Leute wie Mad Professor und Lee Perry ihre Liebe zur elektronischen Musikkomposition
entdeckten. Mit der Verbesserung und Weiterentwicklung der Aufnahmetechniken der 60er- und 70er-Jahre
entstand der Dub, bei dem man auch von Dub Poetry spricht, wenn das Lied auch Text hat.
Robert Nesta Marley ist neben Haile Selassie und Marcus Garvey wohl eine der bedeutendsten
Figuren im Rasta-Kult. Er wird gleichzeitig als der Prophet und Apostel Jahs angesehen, vor
allem deshalb, weil er der erste jamaikanische Künstler war, der mit seiner Musik den
internationalen Durchbruch schaffte.
Geboren am 6. Februar 1945 in Nine Miles im Bezirk St. Anns in Jamaika, durchlebte Bob Marley
eine bewegte Kindheit. Er wuchs ohne Vater [[89]]
in Nine Miles auf, bis er mit etwa 5 Jahren nach Kingston ging. Dort verlebte er dann fast zwei
Jahre als "rude boy" (Straßenjunge), bevor ihn seine Mutter wieder nach Nine
Miles zurückholte. Mit 16 bekam er seinen ersten Plattenvertrag, im Lauf der Zeit schrieb
er unzählige Lieder für die verschiedensten Produzenten [[90]].
Anfang der 60er-Jahre heiratete er Rita Anderson, und 1966 (nach dem Besuch Haile Selassies in
Jamaika) konvertierte er zum Glauben des Rastafarismus. Von nun an begann seine große
Karriere mit den Wailers, einer Gruppe, die er mit seinen Jugendfreunden Bunny Livingston und
Peter McIntosh gegründet hatte. 1981 starb er an Krebs, da es seine Religion nicht
zuließ, die kranken Körperteile zu amputieren.
Warum aber ist Bob Marley eine so wichtige Gestalt im Rastafarismus?
Schon in seiner frühesten Kindheit entstanden Gerüchte über seine magischen
Kräfte. So konnte er zum Beispiel den Tod voraussehen, und hatte auch oft Begegnungen
mit Duppies. Er konnte aus der Hand lesen, ob die Zukunft Gutes oder Böses bringen werde.
In den Jahren, in denen er auf der Straße lebte, hatte er sich einen Namen als großer
Kämpfer und begabter Dichter gemacht. Er hatte den Spitznamen "Tuff Gong"
bekommen.
Auch für diesen Namen gibt es verschiedene Deutungen. Die bekannteste ist,
daß sich "tuff" von "tough" (engl.: zäh, widerstandsfähig,
hart) ableitet. "Gong" ist die Bezeichnung für einen angesehenen Mann.
1978 erhielt Bob Marley über Umwege den Ring Haile Selassies mit dem Zeichen des Stammes
Juda, und diesen Ring trugen bisher nur die Könige Äthiopiens. Deshalb wird Bob
Marley als Apostel Haile Selassies angesehen, der mit seinen Liedern die Botschaften des
Kaisers überbrachte. [[91]]