Reggae

Ursprünge

Abb. 47: Wegen mehrerer Aufstände in 
den 60er- und 70er-Jahren wurde der 
Besuch von Reggaekonzerten 
gefährlich. Diese Karikatur 
(4. 1. 1990) verdeutlicht dies.

Die Ursprünge des Reggae liegen etwa im Jahr 1940 mit dem Entstehen der Musikrichtungen Ska und Rock Steady. Dabei wurden Elemente der volkstümlichen Musik Jamaikas (Calypso, Mento) mit dem in den USA aufkeimenden RnB verbunden. Charakteristisch am Reggae ist der sowohl eintönige als auch spannungsreiche Rhythmus, wobei die Betonung auf jeweils dem 2. und 4. Taktteil liegt. Oft entstehen durch die verschiedenen Elemente (Schlagzeug, Gitarre, Saxophon) Brechungen. Mit dem Entstehen der großen Musikgruppen in Jamaika Anfang der 60er-Jahre (Wailers, Skatalites, Third World, Aggrovators), und als dann auch Einzelpersonen bekannt wurden (Desmond Dekker, Chaka Demus, Judy Mowatt und der Rest der I-Threes), war der Reggae geboren. Wenn man sich mit der Geschichte des Reggae befaßt, kommt man nicht an Island Records und Chris Blackwell vorbei, der viele Musikprojekte förderte und half, dem Reggae das Gesicht zu verpassen, das er heute hat.
Keiner weiß eigentlich, warum diese Musikrichtung Reggae genannt wird. Es gibt mehrere Herkunftstheorien. Eine davon ist, daß Reggae die Musik für die gewöhnlichen Leute (="regulars"; vgl. auch: "ragged") ist, eine zweite behauptet, das Wort Reggae stammt aus dem Lied von Toots & the Maytals, "Do The Reggay" genannt. Reggae könnte auch aus dem Spanischen kommen und "Musik des Kouml;nigs" bedeuten, worauf auch die Bezeichnung "jah music" für den Reggae basieren könnte. Manche Zungen behaupten, Reggae komme vom jamaikanischen Slangausdruck "streggae", und eine "streggae" ist eine Prostituierte. Die letzte Deutung schließlich ist die, daß der Reggae Reggae genannt wurde, weil die Leute dazu gerne eng tanzen (und dieser Tanzstil wird im jamaikanischen Slang auch "ragged" genannt).

Womit befaßt sich Reggae / Stilrichtungen

Abb. 48: Der Raggamuffin fand auch Einzug in 
die Kunst. An diesem Theaterplakat sieht 
man sehr gut die Kleidung des raggamuffin style.

Es gibt die verschiedensten Arten von Reggae. Je nach Text und Melodie besteht "der" Reggae aus mehreren Untersparten bzw. Musikstile, die beeinflußen:
   - roots reggae
   - dancehall
   - ska
   - Raggamuffin
   - chantings
   - Dub & dub poetry

Bei Chantings besteht wohl der größte Zusammenhang zwischen Religion und Musik, behandelt die Musik da doch immerhin ausschließlich religiöse Themen. Sie sind besonders in ländlichen Gebieten Jamaikas beliebt.
Der Reggae schlechthin ist der Roots Reggae, der mit Musikern wie Bob Marley, Aswad und Black Uhuru bekannt geworden ist. Es ist der klassische Reggae, aus dem leider schon viel zu viel Profit geschlagen worden ist und der wahrscheinlich am meisten mit der Vermischung mit Pop zu leiden hat. Trotzdem drücken sehr viele Reggaelieder Hoffnung der Unterdrückten und Probleme / Freuden des Alltags aus. Die jah music sind jene Lieder, die sich mit der Person HIM auseinandersetzen, ihn entweder preisen oder seine Botschaften verkünden. Zum Roots gehören auch die verschiedensten Lieder, die Liebe oder Oneness zum Inhalt haben (vgl. Alpha Blondy)
Dancehall ist der auch bei uns immer populärer werdende Stil, der sehr viele Elemente aus Rap, Hiphop einbindet und bei vielen Festen und Veranstaltungen gespielt wird. Er hat sowohl kritische als auch andere Texte. Damit verbunden sind natürlich auch Begriffe wie z.B. scratchen (toasten). Als selecta (Dancehall-DJ) sollte man seine Platten möglichst in- und auswendig kennen, um einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung zu ermöglichen. Der Raggamuffin wurde zum Teil auch in den Dancehalls geboren, hat jedoch kritischere Texte. Raggamuffin greift meist sozialpolitische oder gesellschaftliche Themen auf, der Gesang ist oft eine Art Sprechgesang, die Melodie ist knapp gehalten. Bedeutende Vertreter sind Cutty Ranks, Shabba Ranks, Super Cat, Apachi Indian und Pablo Master. Wichtig zu erwähnen ist auch noch der "raggamuffin style", der sich hauptsächlich an der Kleidung äußert. Während die Firma "Raggamuffin Ltd." früher Kleidung für die Jugend herstellte [[88]], prägt sich der raggamuffin style heute derart, daß die Leute mehr Schmuck tragen, die Kleidung fast immer schwarz ist und das Aussehen im Ganzen sehr furchteinflößend ist.
Der Ska hat einen schnellen Rhytmus, bekannt ist er hierzulande vor allem durch Judge Dread. Elemente von Punk fließen genauso ein wie berühmte Musikstücke als Vorlage für die Melodien.
Der Dub wurde populär, als Leute wie Mad Professor und Lee Perry ihre Liebe zur elektronischen Musikkomposition entdeckten. Mit der Verbesserung und Weiterentwicklung der Aufnahmetechniken der 60er- und 70er-Jahre entstand der Dub, bei dem man auch von Dub Poetry spricht, wenn das Lied auch Text hat.

Bob Marley

Abb. 49: Bob Marley

Robert Nesta Marley ist neben Haile Selassie und Marcus Garvey wohl eine der bedeutendsten Figuren im Rasta-Kult. Er wird gleichzeitig als der Prophet und Apostel Jahs angesehen, vor allem deshalb, weil er der erste jamaikanische Künstler war, der mit seiner Musik den internationalen Durchbruch schaffte.
Geboren am 6. Februar 1945 in Nine Miles im Bezirk St. Anns in Jamaika, durchlebte Bob Marley eine bewegte Kindheit. Er wuchs ohne Vater [[89]] in Nine Miles auf, bis er mit etwa 5 Jahren nach Kingston ging. Dort verlebte er dann fast zwei Jahre als "rude boy" (Straßenjunge), bevor ihn seine Mutter wieder nach Nine Miles zurückholte. Mit 16 bekam er seinen ersten Plattenvertrag, im Lauf der Zeit schrieb er unzählige Lieder für die verschiedensten Produzenten [[90]]. Anfang der 60er-Jahre heiratete er Rita Anderson, und 1966 (nach dem Besuch Haile Selassies in Jamaika) konvertierte er zum Glauben des Rastafarismus. Von nun an begann seine große Karriere mit den Wailers, einer Gruppe, die er mit seinen Jugendfreunden Bunny Livingston und Peter McIntosh gegründet hatte. 1981 starb er an Krebs, da es seine Religion nicht zuließ, die kranken Körperteile zu amputieren.

Warum aber ist Bob Marley eine so wichtige Gestalt im Rastafarismus? Schon in seiner frühesten Kindheit entstanden Gerüchte über seine magischen Kräfte. So konnte er zum Beispiel den Tod voraussehen, und hatte auch oft Begegnungen mit Duppies. Er konnte aus der Hand lesen, ob die Zukunft Gutes oder Böses bringen werde. In den Jahren, in denen er auf der Straße lebte, hatte er sich einen Namen als großer Kämpfer und begabter Dichter gemacht. Er hatte den Spitznamen "Tuff Gong" bekommen.
Auch für diesen Namen gibt es verschiedene Deutungen. Die bekannteste ist, daß sich "tuff" von "tough" (engl.: zäh, widerstandsfähig, hart) ableitet. "Gong" ist die Bezeichnung für einen angesehenen Mann.
1978 erhielt Bob Marley über Umwege den Ring Haile Selassies mit dem Zeichen des Stammes Juda, und diesen Ring trugen bisher nur die Könige Äthiopiens. Deshalb wird Bob Marley als Apostel Haile Selassies angesehen, der mit seinen Liedern die Botschaften des Kaisers überbrachte. [[91]]