Die Stellung der "roots daughters" [[79]], der "Rastawomen", war bzw. ist im Rastafarismus genau genommen nicht gerade die beste. Wenn man streng nach den alten Regeln geht, dürfen die "sistahs" [[80]] keine Hosen tragen (Deut 22, 5), sie dürfen nicht am "chanting" und an den Meditationen teilhaben (1 Kor 11, 5) und keine kurzen Haare tragen, müssen aber die langen Haare durch ein Kopftuch verhüllen (1 Kor 11, 6-7). Frauen tragen kein Make-up, da dies die Natürlichkeit der Haut verändern würde. Ihre ganze Aufopferung dient dem Wohl der Gemeinschaft. Die Männer dürfen mehrere Frauen haben, deren Aufgabe es ist, den Mann, wo immer es geht, zu unterstützen. Frei nach Psalm 45 sind die Frauen den Männern unterstellt, aber sie werden trotzdem geachtet.
"[Die Frau] ist Gebärerin, zuständig für das Feuer, Köchin und respektive Dienerin. Außer den Schweißtropfen auf ihrer Stirn und dem Staub an ihrem Hals ist ihr kein Make-up gestattet, und ihr einziges Parfüm ist das des Schweißes. An wichtigen Diskussionen darf sie nicht teilhaben, noch darf sie keinen Zug aus dem Chillum tun." [[81]]
"There can be no denying the fact that Rastafari is a patriarchal movement. The male is the head, having responsibility for conducting rituals, interpreting events of significance for the community." [[82]]
Frauen gelten erst als Frauen, wenn sie ihr erstes Kind geboren haben.
Wenn sich ein Rasta von einer seiner Frauen trennt, fällt die Verantwortung für ein
gemeinsames Kind automatisch der Frau zu.
In den Tagen der Menstruation gilt eine "daughter" als unrein. Sie darf dann nicht
aus dem Haus gehen, und nicht mit oder neben einem Mann schlafen. [[83]]
In der Umfrage, die Bianca Brynda durchgeführt hat [[84]],
wird deutlich, daß "rastawomen" mit ihrer Stellung ganz und gar nicht zufrieden sind.
Viele Frauen halten sich deshalb nicht mehr an die Traditionen und haben eine Karriere in
der Musik oder der Literatur angestrebt.
Dadurch ergeben sich aber glaubenstechnische Probleme: Während in Gen 1, 27 die
Gleichwertigkeit der Geschlechter geschrieben steht, wird die Frau z.B. in 1 Kor 11, 7-12
deutlich und unmißverständlich dem Mann unterstellt.
Da, wie schon erwähnt, unter den Rastas zudem die Polygynie [[85]] erlaubt ist,
werden auch die Familienverhältnisse in den Rasta-Kreisen ziemlich schwer durchschaubar.
Folgendes Gedicht [[86]], das auch als Vorlage für
ein Lied der Wailers diente, macht dies deutlich:
In Trinidad there was a family
And much confusion, as you will see.
It was a mama and a papa and a boy who was grown,
And he wanted to marry and have a wife of his own.
He found a young girl who suited him nice
And went to his papa to ask his advice.
His papa said, Son I have to say no.
The girl is your sister, but your Mama don’t know.‘
He weep and he cry and the summer came down
And soon the best cook in the islands he found.
He went to his papa to name the day.
His papa shook his head and to him he did say:
You can’t marry that girl, I have to say no.
The girl is your sister, but your mama don’t know.
He went to his mama, these thoughts in his head,
And told his mama what his papa has said.
His mama she laughed, she said, Go man go!
Your Daddy ain’t your Daddy but your Daddy don’t know!
Dieses Gedicht handelt von einem jungen Mann, der heiraten möchte.
Nachdem ihm sein Vater zweimal gesagt hat, daß seine Freundinnen eigentlich seine Schwestern
sind, geht er zur Mutter und will von ihr wissen, was sie von den Mädchen hielt. Sie sagt,
daß er sie ruhig hätte heiraten können, da sein Vater sein Stiefvater ist.
Nicht nur die Familienverhältnisse sind im karibischen Raum relativ verworren, auch die
Verhältnisse zwischen den Rassen. Da seit etwa 500 Jahren Schwarze und Weiße auf
Jamaika zusammenleben, gibt es inzwischen unzählige Mulatten. Deshalb ist es nicht mehr
möglich, genaue Grenzen zwischen Schwarz und Weiß zu ziehen. Trotzdem gibt es noch
viele Probleme zu lösen.